Landeszeitung für die Lüneburger Heide v. 3. April 2003

Hüter der Historie Bardowicks

Michael Epkenhans folgt Heinz Thiemann als Vorsitzender des Windmühlenvereins


stb Bardowick. - Heinz Thiemann ist einer der Gründungsväter des Windmühlenvereins Bardowick. Vom ersten Tag an stand er dem Verein als Vorsitzender vor - jetzt, nach neun Jahren, ist Schluss. Der 71-Jährige tritt in die zweite Reihe zurück und überlässt den Posten einem Jüngeren: Dr. Michael Epkenhans hat den Vorsitz übernommen, während der Jahresversammlung wählten ihn die Mitglieder ins Amt. Der 48-Jährige wohnt seit 1997 in Bardowick. Er ist Historiker und Geschäftsführer der bundeseigenen Otto-von-Bismarck-Stiftung und leitet das Bismarck-Museum in Friedrichsruh.

Der Generationswechsel sei nicht ohne Bedacht über die Bühne gegangen, meint Heinz Thiemann. Epkenhans bringe als Museumsexperte die Fachkompetenz mit, die der Windmühlenverein für künftige Aufgaben benötige. "Zu 80 Prozent hat der Verein sein Ziel erreicht: Die Mühle ist 1994/'95 restauriert worden und hat sich seither außer dem Dom zum zweiten Wahrzeichen Bardowicks entwickelt", sagt Thiemann.

Nun sei es an der Zeit, die Aufgaben des Windmühlenvereins auszudehnen, zu ergänzen, erläutert der ehemalige Vorsitzende. "Dabei geht es um Heimatgeschichte und Heimatkunde. Aber das Althergebrachte, die Windmühle, wird weiter eine wichtige Rolle spielen", blickt Thiemann in die Zukunft.

Das Wort des 270 Mitglieder starken Vereins zähle in Bardowick, meint er und gibt Beispiele dafür, dass dieser sich bereits in der Vergangenheit für die historischen Belange und das Ortsbild im Flecken stark gemacht habe: Einsatz zum Erhalt des Fachwerkhauses an der Ecke Schulstraße/Kuhstraße am Dom, Bau eines Ziehbrunnens vor dem Gildehaus, Errichtung einer Infotafel über die verschollene Wassermühle an der Schleuse.

"Außerdem haben wir in die Leitplanung für ein Baugebiet zwischen Wittorfer Straße und Zum Hohen Ort ein Windgutachten eingebracht, weil wir die Funktion der Mühle beeinträchtigt sahen. Daraufhin wurde die ursprüngliche Planung verändert", erinnert sich Thiemann.

Sein Nachfolger Epkenhans sieht in dem Vereinsvorsitz und der Erweiterung der Ziele eine "reizvolle Aufgabe". Ein Projekt hat der Historiker bereits vor wenigen Wochen gemeinsam mit der SPD-Fleckenratsfraktion ins Visier genommen: Das Gildehaus, das Heimatmuseum Bardowicks, soll aus seinem Tiefschlaf erwachen und mit Leben gefüllt werden. Denn nur noch wenige Besucher verirren sich in das Reetdachhaus, um sich die Ausstellungsstücke anzuschauen (LZ berichtete).

"Der Bedarf ist groß, die Heimatgeschichte auf eine solide Basis zu stellen", glaubt er. Nicht nur, dass er zum Beispiel mit Schülerrallyes als Zeitreisen die junge Generation für die Geschichte des Fleckens interessieren möchte, "im Gildehaus können auch kulturhistorische Veranstaltungen wie Diaschauen, wissenschaftliche Vorträge und Gesprächskreise stattfinden", so Epkenhans.

Besonders setzt er auf das Engagement der Bürger, um das Gildehaus vor dem Aus zu bewahren. In Zeiten leerer Kassen müsse die Gemeinde durch den Einsatz ehrenamtlicher Helfer entlastet werden, erklärt der Vorsitzende ein wesentliches Ziel, das der Windmühlenverein erreichen möchte.

Bardowicker Bote vom 8. April 2003

Generationswechsel
im Bardowicker Windmühlenverein
Dr. Michael Epkenhans übernimmt den Vorsitz im Windmühlenverein, den Heinz Thiemann neun Jahre innehatte.

Bardowick (mhm) – Der Windmühlenverein Bardowick würdigte auf seiner vergangenen Jahreshauptver- sammlung die Verdienste seines 1. Vorsitzenden Heinz Thiemann. Als Gründungsmitglied hat der 71-Jährige über neun Jahre die Geschicke in der Gruppe, die 270 Mitglieder zählt, gelenkt und entscheidend beeinflusst.

In einem Lichtbildervortrag schilderte der engagierte ehemalige Bauingenieur markante Ereignisse und Höhepunkte seines Schaffens. Besonders stellte er die erfolgreiche Restaurierung der Mühle als das Vereinsziel heraus. Auch das Mühlenfest, das seinen festen Platz im Veranstaltungskalender hat und ein wahrer Publikumsmagnet geworden ist, wertete er als hervorragende Vereinsleistung. Zu weiteren Verdiensten zählen die Errichtung des Informationsstandes zur verschollenen Wassermühle zu Bardowick. „Hier finden Freunde der Bardowicker Historie an der Ilmenauschleuse den Bezug, den Bardowick mit der Geschichte der Mühlen unserer Region verbindet“, berichtet Thiemann nicht ohne Stolz. Auch hat sich der Verein für die Einrichtung der Niedersächsischen Mühlenstraße, die inzwischen 90 Mühlen in fünf Landkreisen umfasst und in Kürze durch drei weitere niedersächsische Landkreise geführt wird, eingesetzt. Für einen Generationswechsel sprach sich Thiemann nun überzeugt aus: „Wir haben Dr. Michael Epkenhans für uns gewinnen können. Als hauptamtlicher Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Siftung ist er ein ausgesprochener Museumsfachmann.“ Für den 47-jährigen Experten ist die Vorstandsarbeit eine wahre Herausforderung: „Ich habe wohlbestellte Felder übernommen“, betont der neugewählte Verantwortliche und weist noch einmal auf Aktivitäten der Gruppe wie den Bau des Ziehbrunnens am Gildehaus oder den Einsatz für die Erhaltung des Gartenshops hin. Der Neu-Bardowicker, der sich seit sieben Jahren mit seiner Gattin und seinen beiden Kindern im Flecken wohlfühlt, setzt in seiner neuen Verantwortung auf Heimatgeschichte, die er, auch über die Mühle hinaus, lebendig und interessant gestalten möchte.
„Das Gildehaus zu einem modernen Heimatmuseum zu machen, liegt mir besonders am Herzen. Ich sehe eine gute Basis für die Zusammenarbeit mit Verwaltung und Rat. Aber ohne ehrenamtliche Helfer werden wir unsere Projekte nicht realisieren können“, betont der Experte und setzt auf die Bereitschaft von Bardowickern, die das historische Erbe ebenso erhalten möchten wie der Windmühlenverein seit Jahren.

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