Molina Bardowick

Der Bardewiker Münzfund
von
Emil Bahrfeldt und Wilhelm Reinecke
Verlag der “Berliner Münzblätter”
Berlin - 1913

- 3. Fortsetzung -

Der Münzfund vom Frühling 1912 vermehrt unsern Anschauungsstoff in höchst willkommener Weise.

Er versetzt uns in das letzte Stadium der blühenden Entwickelung Alt-Bardewiks, zeigt uns die künstlerisch vollendeten Gepräge, die damals in der Stadt im Umlauf wann, und legt uns in grösserer Zahl Denare vor, die zweifellos der Bardewiker Münzstätte selber ihren Ursprung verdanken, jener Bardewicensis moneta, die 1114 zuerst, dann 1123 und 1134 (mit dem schon 905 begegnenden Zoll; Brückenzoll 1059), urkundlich zuletzt wohl 1197 erwähnt wird.
Die Bedeutung des Fundes wird dadurch gesteigert, daß viele seiner Gepräge bisher ganz unbekannt sind, darunter numismatisch hervorragende Stücke. Die meisten entstammen den Münzstätten nördlich und westlich vom Harz.

Ehe wir die Einzelbeschreibung aufnehmen, werfen wir einen Blick auf das bergende Gefäß, ferner auf Ring und Barren.

Das schwarzgraue Tongefäß, dessen Gestalt sich aus der von Architekten F. Krüger, Lüneburg, freundlichst angefertigten Zeichnung ergibt, ist hartgebrannt, oben dickwandig, nach dem flachgewölbten Boden hin dünner geformt; es ist unverziert, seine Außenseite rauh. Es ist 10,5 cm hoch; die Öffnung faßt am oberen Rande 10, an der Verengung des Halses 7,8 cm, die weiteste Spanne des Bauches beträgt nicht über 12 cm. .

Auch die Form und Verzierung des Fingerringes ergibt sich deutlich genug aus vorstehender, vergrößerter Zeichnung. Der Ring ist geschmiedet, eine Lötspur am unteren Teile der Leiste noch wohl zu erkennen. Das Ornament ist in den Silbergrund eingegraben und mit Hilfe einer der ältesten Ziertechniken, des Niello, hervorgehoben; die eingeschmolzene Metallmischung ist tiefgrün. Der Ring wiegt 2,876 g. Sein geringer Durchmesser sowie die Beobachtung, daß die eine Seite stark abgenutzt ist, scheinen dafür zu sprechen, daß der Ring am kleinen Finger einer Männerhand getragen wurde.
Der Silberbarren ist in der Zeichnung in natürlicher Größe wiedergegeben. Er wiegt 53,401 g. und scheint eines Stempels zu entbehren. Die eine Seite ist ziemlich stark verwittert; einige eingeschnittene, feine Zeichen unten rechts mögen als Zahl- oder Buchstabenzeichen anzusprechen sein.

 Welcher Art die Münzen des Fundes sind, ist vorher schon angedeutet: gegen 300 Denare und etwa 100 Brakteaten, darunter einige Halbbrakteaten. Die ersteren bestanden in einem einzigen Typus, die anderen in 47 verschiedenen Typen. Stückzahlangaben lassen sich nicht mit derjenigen Genauigkeit machen, die sonst bei derartigen Funden erforderlich ist. Das liegt an der Zerstreuung der Münzen gleich am Tage der Auffindung. Immerhin darf nach den am Orte und in dessen Umgegend angestellten wiederholten Nachforschungen angenommen werden, daß die Nutzbarmachung des Fundes entweder durch Erwerb von Stücken oder doch durch Abdrucknahrne und Gewichtsfeststellung soweit gelungen ist, daß etwa wirklich nachträglich noch zum Vorscheine kommende keinen Einfluß auf die wissenschaftliche Beurteilung des Fundes ausüben können.

Bemerkenswerter Weise sind mit ganz geringen Ausnahmen von den Brakteaten immer nur je 1/2 bis 3 Exemplare vorhanden, meistenteils überhaupt nur je eins, abgesehen von den wenigen halben, die hier und da vorliegen. Das Gewicht ist, soweit erlangbar, im einzelnen bei den Stücken angegeben. Die Größe zu notieren erübrigte sich, da sämtliche Typen abgebildet sind, was bei einigen Stücken, die nur halbiert oder matt ausgeprägt vorhanden waren, nach besser erhaltenen aus der Sammlung E. Bahrfeldt geschehen ist. Im sonstigen handelt es sich fast durchgehend um eine ganz ausgezeichnete Erhaltung der Münzen.

Denar = Silberne Pfennigmünze - Hauptmünze des Früh- und Hochmittelalters 8./10.Jhdt.
Halbbrakteaten = Dünnpfennige - große (d bis zu 26 mm), zweiseitig geprägte Denare, 11./12.Jhdt., gelten als Vorläufer der
Brakteaten = einseitig geschlagene Silberpfennige, lat.bractea = dünnes Blech, Blütezeit der Brakteatenprägung 12./13.Jhdt.

( Nach Online-Münzlexikon in www.anumis.de )

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Tafel I - Brakteatenfund von Bardowick
Tafel II - Brakteatenfund von Bardowick
Tafel III - Brakteatenfund von Bardowick

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